Der ehrliche Finder
Der 30.06. 2018 war ein wunderschöner Frühsommertag. Am Schweriner See wurde ein großes Strandfest gefeiert. Die Sportvereine der Stadt stellten sich vor und die Kinder hatten ihre Freude an einem Handballturnier im Sand. Mit dem Fahrrad waren wir, meine Frau und ich, aus Pinnow hinuntergefahren und hatten eine Zeitlang dem bunten Treiben zugesehen. Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Weg nach Hause. Der Anstieg von Raben-Steinfeld hinauf zur Autobahn bereitete uns keine Schwierigkeiten, da die Elektroantriebe auch in dem Anstieg für eine flotte Fahrt sorgten. Ich war darauf fixiert, meine vor mir radelnde Frau einzuholen, was mir aber nicht gelang.
Kurz vor dem Abbiegen nach Pinnow kam uns ein Ehepaar entgegen, die auf dem entgegengesetzten Weg in Richtung Schwerin fuhren. Im Vorbeifahren nahm ich die Kappe in Tarnfarbe wahr, die der Radler trug.
Zu Hause angekommen, wurden die Räder von den Akkus befreit und dann im Schuppen des Carports verstaut. Als ich aus der Tür trat, kam ein Mann mittleren Alters auf mich zu, nahm seine tarnfarbige Kappe ab und stellte sich höflich mit
Kuhlmann vor. Ich sah ihn erstaunt und verwundert an, denn es kommt nicht häufig vor, dass im Carport ein Fremder auf mich wartet.
Meiner Frage nach seinem Anliegen kam er zuvor.
„Sind Sie Herr Hinse?“
„Ja, in der Tat.“
„Kann es sein, dass dieses Portemonnaie Ihnen gehört?“
Ich schaute mir das gute Stück an und erkannte sofort mein Portemonnaie. Sprachlos sah ich mein Gegenüber an.
„Sie müssen es auf dem Anstieg von Raben-Steinfeld verloren haben. Ich sah es dort liegen, habe hineingesehen und festgestellt, dass es ein Pinnower verloren hatte. Da ich auch in Pinnow wohne und Pinnower zusammenhalten, habe ich umgedreht und bin Ihnen hinterhergefahren. Meine Frau ist schon weiter nach Schwerin gefahren.“
Mir blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. Meine Geldbörse mit allen Ausweisen, Kreditkarten, Führerschein und ein wenig Bargeld. Alles war wieder da, nichts fehlte. Der ehrliche Finder aber hielt sich nicht weiter auf, schwang sich wieder auf sein Fahrrad und war einen Augenblick später verschwunden.
Mir bleibt nur dieser Weg, mich bei dem ehrlichen Finder zu bedanken.
Ulrich Hinse