Pinnow - seine geschichtliche Entwicklung

Pinnow - Geschichtliches

 

1211 bis 1220

Im Zuge der deutschen Landnahme / Ostexpansion unter Heinrich dem Löwen siedeln deutsche Bauern in unmittelbarer Nähe des slawischen Weilers Pinnow. Sie übernehmen den slawischen Ortsnamen.

13. Februar 1265

Urkundliche Ersterwähnung von Pinnow. Der Schweriner Graf Gunzelin bestätigt dem holsteinischen Kloster Reinfeld den Tausch von 10 Hufen in „Villa Pinnowe“ gegen 13 Hufen in Consrade, den das Kloster mit den Brüdern Heinrich und Jacob von Watwere durchführt.

um 1300

Reinfelder Zisterziensermönche legen in Pinnow eine Walkmühle an.

Die Pinnower Kirche als frühgotischer Backsteinbau wird errichtet. Ältester Bauteil ist der westlich vorgesetzte Kirchturm ein Backstein/Feldstein Mischbau. Vermutlich existierte ein Vorgängerbau.

1315

Ein Ritter von Pinnow schenkt die Walkmühle dem Schweriner Grafen = Grafenmühle.

Durch Pinnow führt der Hauptfrachtweg von Hamburg/Schwerin nach Rostock bzw. über Güstrow/Teterow nach Stettin. Er kreuzt sich zwischen Petersberg und Muchelwitz mit dem Frachtweg Wismar-Brandenburg.

27. Dezember 1334

Petersberg wird erstmals in einer in Bützow ausgestellten Urkunde erwähnt im Zusammenhang mit der Stiftung einer Domherren Präbende ( = aus einem Kirchenamt fließende Einkünfte). Petersberg ist zweifellos eine deutsche Gründung.

1335

Nikolaus, Graf zu Schwerin, schenkt dem Ritter Hasenkop 6 ½ Hufen zu Petersberg (eine Hufe ca. 20 Hektar), ab diesem Zeitpunkt ist Petersberg ein ritterschaftliches Dorf.

1545

Pinnow als ritterschaftliches Dorf hat 8 Bauernstellen (Vollhüfner), die alle zum Gut Steinfeld (Raben Steinfeld) den dortigen Ravens gehören. Hinzu kommen der Pinnower Krug und die Walkmühle.

1569

Petersberg hat 11 Bauernstellen (Vollhüfner) und einen Krug, der am Übergang (Furt) des Frachtweges über den Bietnitz-Bach liegt. In der Folgezeit gehören die Petersberger Bauern im Wechsel zu den Gütern Kritzow bzw. Gneven oder Rehagen/Augustenhof.

ab etwa 1638

Bauernlegen in Petersberg, dem 8 Petersberger Bauern zum Opfer fallen. Sie bestehen als Viertelhüfner weiter. Als leibeigene Bauern sind sie zu den Gütern Gneven bzw Augustenhof hofdienstpflichtig. Das Gut Augustenhof legt in der Folgezeit auf dem Acker der gelegten Bauern einen Maierhof an.

um 1648

Pinnow ist während des 30jährigen Krieges völlig abgebrannt und verwüstet. Ebenso wie in Petersberg hat hier nur der zehnte Teil der ursprünglichen Dorfeinwohner überlebt. Die wüst gewordenen Bauernstellen werden von den umliegenden Gütern eingezogen, zum Gutsland geschlagen und vorerst nicht wieder mit Bauern besetzt.

Die Kirche ist ebenfalls eine Ruine.

1678

Der Schweriner Herzog kauft Pinnow zurück und schlägt Dorf und Bauern zu seinem Domanialbesitz. Pinnow ist nun ein Domanialdorf, das vom Doamnialamt Crivitz verwaltet wird. Den Pinnower Bauern bleibt das Bauernlegen erspart. Sie sind nun Hauswirte und sitzen als Zeitpächter auf ihren Stellen (Hufen).

1704

Pinnow hat 54 Einwohner, 6 Bauernstellen, einen Fischer, einen Kuh- einen Schweinehirt und einen Krug.

Petersberg hat 26 Einwohner, 5 Bauernstellen, einen Schäfer, einen Kuhhirt und einen Krug.

1708

Der Petersberger Anteil von Gut Gneven kommt durch Kauf zurück zum Besitz des Landesherren, zum Domanium. Petersberg ist vorübergehend ein sogenanntes Kommuniondorf, in dem ritterschaftliche und domaniale Bauern wohnen.

1778

Der Schweriner Herzog kauft den Petersberger Maierhof vorerst als Chatull-Gut zurück, richtet später dort jedoch einen domanialen Pachthof (Domäne) ein. Im nun domanialen Petersberg existieren vorerst 3 volle Bauernstellen (Hufen/Hauswirte) und 5 Kossaten.

1806

Nachdem der preußische General Blücher nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt mit seinem Restheer im Oktober bei seinem Rückzug nach Lübeck Pinnow durchquert hatte, rückten die Franzosen nach und besetzten die beiden Dörfer. Beginn der Franzosenzeit.

1813

Das entscheidende Jahr der Befreiungskriege. Am 2. September des Jahres richtete der in russischen Diensten stehende und die Nordarmee der verbündeten Preußen und Russen kommandierende General Wallmoden in Pinnow sein Hauptquartier ein. Am 4. September verlässt er jedoch wieder unser Dorf, um das XIII. französische Korps unter General Davout zwischen Schwerin und Dümmer zum Kampf zu stellen.

1820

Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg. Aus dem ritterschaftlichen Bereich Mecklenburgs strömen nun frei und heimatlos gewordene ehemalige Gutsarbeiter in das großherzogliche Domanium. Aufgrund der wachsenden Armut wird in Petersberg ein Armenhaus gebaut in dem durchschnittlich 30 bis 39 Personen untergebracht sind.

um 1860

Im großherzoglichen Domanium ist die sogenannte Vererbpachtung in vollem Gange. Die Bauern/Hauswirte, die bisher als einfache Zeitpächter auf ihren Hufen saßen, können diese jetzt als vererbbares Eigentum kaufen. Für Pinnow ist die Vererbpachtung mit dem Ausbau der Bauernstellen in die Feldmark verbunden; es entsteht Pinnow-Ausbau. Im Dorf verbleiben 7 Büdnereien.

In Petersberg wird nur ein Bauer in die Nähe des Mühlensees ausgebaut, drei verbleiben im Ort.

1861

Aufgrund des sozialen Drucks und der Gefahr der Entvölkerung (Auswanderungsbewegung) des platten Landes ist der Großherzog gezwungen, den in den Dörfern lebenden Einliegern, Tagelöhnern und kleinen Handwerkern eine soziale Existenz zu sichern. Es werden sogenannte Häuslereien in Massen eingerichtet (Häusleransetzung). Zu einer Häuslerei gehörte ein vorerst einhischiger Katen (Katen mit einer Wohnung) und die Ausstattung mit Weide für eine Kuh, dazu Wiese und 100 bis 200 Quadratruten Acker.

In Pinnow entsteht als Häuslerende die heutige Seestraße. Insgesamt bestehen in Pinnow 34 Häuslereien, in Petersberg 7.

1866

Pinnow verfügt über eine Feuerspritze und ein Spritzenhaus. Erste Anfänge einer freiwilligen Feuerwehr.

1871, Februar

Aufgrund er durch die Vererbpachtung veränderten Wirtschaftsstruktur wurde am 13.2.1871 eine revidierte Gemeindeordnung eingeführt und mit ihr die Eingemeindung von Petersberg nach Pinnow vollzogen.

1904

Pinnow bekommt ein neues Schulgebäude. Der alte Schulkaten hat ausgedient. Die Rohr gedeckte Scheune, der ehemalige „Ökonomiebau“ für den oder die Schulmeister, bleibt jedoch erhalten.

Im Jahre 2009 baulich total-rekonstruiert, dient sie heute als moderne Kindertagesstätte.

1918/19

Erstmals werden Arbeiter und Häusler als Schöffen in den Gemeinderat gewählt.

1928

Am Ostufer des Pinnower Sees entstehen die ersten Wochenendhäuser

1934, Dezember

Die Gemeindevertreter werden nicht mehr gewählt, sondern von der Aufsichtsbehörde ernannt; der Gemeindevorsteher wird vom NSDAP-Ortsgruppenführer auf sein Amt vereidigt.

1937

Bei einem Manöver der Wehrmacht auf Pinnower Flur geht der alte Fischerkaten in Flammen auf. Soldaten einer Fallschirmjäger-Einheit sind bei den Pinnowern einquartiert.

1939

Einführung einer restriktiven Kriegswirtschaftsordnung, die die Bauern zu immensen Abgaben zwingt. Butterfässer, Schrotmühlen etc. werden versiegelt bzw. eingezogen. Hausschlachtungen bedurften einer Genehmigung. Autos und Motorräder wurden eingezogen, Treibstoffe rationiert, Pferde gemustert und gelegentlich auch eingezogen.

2. Mai 1945

Eine Gefechtsaufklärung der US-Army durchquert Pinnow, zieht sich jedoch sofort wieder hinter die Stör zurück.

3. Mai 1945

Sowjetische Truppen (Einheiten der 2. Belorussichen Front, 20 Armee, 94. Garde-Schützendivision, Kdr. Generaloberst Popow) besetzen am Abend Pinnow.

Für Pinnow ist der Krieg zu Ende.

Im Gehöft Krüger, Pinnow, wird eine Kommandantur eingerichtet.

16. September 1945

Demokratische Bodenreform in Pinnow. Der Bürgermeister übernimmt von der Roten Armee den bis dahin als Militär-Hilfswirtschaft genutzten Hof Petersberg.

244,99 Hektar Land wird an 47 Personen nach Losentscheid verteilt, 17 Neubauernstellen werden eingerichtet.

Pinnow verfügt danach über 103 landwirtschaftliche Betriebe auf 866,25 Hektar.

23. September 1953:

Der neu eingerichtete GST-Flugplatz Pinnow (GST = Gesellschaft für Sport und Technik) wird mit dem Erstflug eines Schulgleiters SG 38 fliegerisch eingeweiht.

In der Folgezeit kommen zu Flugschauveranstaltungen bis zu 80000 Besucher.

21. Juni 1958

Gründungsversammlung der Pinnower LPG. Die letzten Bauern traten am 1.3.1960 der LPG bei. Die LPG bewirtschaftete eine Fläche von 684 Hektar. In ihren Ställen standen u.a. 19 Pferde, 85 Kühe, 39 Mastbullen, 161 Rinder, 710 Schweine.

1950er Jahre

Das Deutsche Rote Kreuz hat in Pinnow ein Behandlungszimmer eingerichtet.

Ärztliche Sprechstunden finden wöchentlich statt. Eine Gemeindeschwester versieht im Ort ihren Dienst.

Der Konsum eröffnet einen Selbstbedienungsladen in der Seestraße

Ein Erntekindergarten wird eingerichtet, ein Theaterring gegründet, dessen Mitglieder (etwa 30) besuchen regelmäßig die Theater in Schwerin, Rostock und Parchim.

Die Pinnower Schule wird Zentralschule, sie erhält ihren polytechnischen Charakter = Polytechnische Oberschule (POS)

Die Fußballer des Sportklub BSG Traktor Pinnow erringen Siege auf Kreisebene. Die Pinnower Handball-Frauen werden Bezirksmeister.

In Pinnow finden die zentralen Wintersportwettbewerbe des Bezirks Schwerin statt.

In einer Villa am See wird ein Kinderheim eingerichtet.

1960

Die LPG Pinnow investiert in die Anlage einer LPG-Großgärtnerei. Heizhaus und Gewächshäuser entstehen am nordöstlichen Ortsende von Petersberg.

1968

Die LPG Pinnow schließt sich mit der LPG Göhren zusammen

1973

Tägliche Busverbindung Pinnow-Schwerin und umgekehrt

1972

Die LPG Pinnow schließt sich der soeben gegründeten KAP Plate an (KAP = Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion)

1974

Im Zusammenhang mit dem Wohnungsbauprogramm der DDR wird auf Pinnower Flur ein Kieswerk eingerichtet.

1978

Die ersten Uferfiltrat-Brunnen liefern Wasser für die Filterbatterien des neu errichteten Wasserwerks Pinnow, das vornehmlich der Trinkwasserversorgung des Schweriner Neubaugebietes Großer Dreesch dient.

Herbst 1989

Die Zeit der Wende in der DDR. In Pinnow gründeten am 10. Oktober etwa 40 Personen das Neue Forum, das in der Folge einen „Runden Tisch“ organisiert.

13. Februar 1990

Pinnow begeht sein 725jähriges Ortsjubiläum

 

18. März 1990

Die ersten freien Wahlen zur Volkskammer finden statt

6. Mai 1990

Die erste demokratische Kommunalwahl. In Pinnow treten neun Parteien bzw Wählergemeinschaften zur Wahl an. Die PDS (aus der SED hervorgegangen) erhält 205 Stimmen, die SPD 201, CDU 45, Neues Forum 142 ….

1991

Als erste Gemeinde im Schweriner Umland weist Pinnow Bauland für die Eigenheim-Bebauung aus.

1992

Der erste Spatenstich für das Wohngebiet Pinnow I. Durch die Ausweisung weiterer Wohngebiete wächst die Einwohnerzahl Pinnows von etwa 480 Einwohner 1989 auf etwa 1700 Bürger in der Folgezeit.

 

Herbert Remmel

 

Wenn Sie mehr über die Geschichte Pinnows erfahren wollen, können Sie eine Chronik im „Edaka Markt“ oder über die Gemeinde Pinnow käuflich erwerden.

 

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